Zaster und Desaster by Zeyer René

Zaster und Desaster by Zeyer René

Autor:Zeyer, René [René, Zeyer]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-02-07T00:00:00+00:00


Siebenundzwanzig

Hinderli hatte sich durch alle Schikanen geschlängelt, die der Internationale Flughafen von Almaty aufzubieten hatte, und stand in der Ankunftshalle. Seine aufkeimende Angst kämpfte er mit dem Gedanken nieder, dass der Fürscht doch auch hier seine schützende Hand über ihn halten würde, denn Gottvertrauen und Glaube in die Kraft des Fürstenhauses von Liechtenstein waren die beiden Grundpfeiler seines Lebens.

Krachend fiel eine schwere Pranke auf seine Schulter, und Hinderli machte einen Satz nach vorne. »Towarisch Indärli«, sagte eine tiefe Stimme in einigermaßen verständlichem Russisch, »willkommen in Kasachstan, mein Name ist Josef, darf ich Ihr Gepäck nehmen?«

Hinderli hatte sich erschreckt umgedreht und erhaschte einen Blick auf den Hünen, der ihn nun an seine breite Brust drückte und ihm zwei schmatzende Küsse auf die Wangen schnalzte, wobei sein Bartschatten unangenehm kratzte. Hinderli löste sich aus der Umarmung, atmete den Geruch nach Wodka und Zwiebeln ein, der seinen Leibwächter umgab, und sagte: »Angenehm, Hinderli, Josef ist ein hübscher Name, wie Josef und Maria, nicht wahr.«

Der Hüne schüttelte sich vor Lachen, wobei ihm seine Kalaschnikow beinahe von der Schulter rutschte, »Josef wie Josef Dschugaschwili, wie Väterchen Stalin, mein lieber Freund.«

Hinderli zuckte zusammen und sagte: »Ah ja, aber sagen Sie mal, dürfen Sie denn hier im Flughafen eine Waffe tragen?«

Josef brüllte schon wieder vor Lachen und erwiderte: »Eine, wieso eine? Die AK-107 trägt leider unter dem Mantel zu sehr auf, außerdem ist da kein Platz mehr.« Und Josef öffnete mit feierlicher Geste seinen weiten Mantel, und mit großen Augen sah Hinderli links und rechts unter den Achseln von Josef zwei gewaltige Revolver. Und am Gürtel hatte Josef jede Menge Ersatzmunition befestigt. »Colt Anaconda.44 Magnum, made in the USA. Damit können Sie ein Kamel erschießen, das sich hinter einem Büffel versteckt, ich glaube, wir werden viel Spaß zusammen haben. Aber wir müssen uns hier nicht den Weg freischießen, keine Angst.«

Hinderli bemerkte, wie drei Polizisten in ihren blauen Uniformen mit den riesigen Schulterklappen der Szene gelangweilt zuschauten und dann einen vorbeieilenden Passagier anhielten, der ihnen zitternd seine Papiere entgegenstreckte.

Eine fremde Welt, dachte Hinderli, als er auf die geschwungene Auffahrt vor der Flughafenhalle hinaustrat, von der die blaue und weiße Farbe schon langsam abblätterte. Mitten im Parkverbot stand ein schwarzer Hummer, auf dessen Dach eine verchromte Scheinwerferbatterie glitzerte. Josef beförderte das Gepäck von Hinderli auf den Rücksitz und hielt ihm die Beifahrertüre auf. Hinderli kletterte in den Geländewagen und versuchte zuerst mit einer Hand, dann mit beiden Armen die Türe zuzukriegen. Schon wieder hörte er das dröhnende Gelächter von Josef, als der scheinbar anstrengungslos die Panzertüre ins Schloss warf. Dann kletterte der Kasache auf den Fahrersitz, befestigte die Kalaschnikow an der Halterung am Armaturenbrett und drückte auf die Lichthupe. Sofort eilte ein Polizist herbei, hielt den Verkehr an, und Josef schoss mit aufheulendem Motor die Rampe hinunter. Das Wageninnere füllte sich langsam mit dem Geruch nach Wodka und Zwiebeln, der Josef wie eine Hülle umgab. Hinderli tastete nach dem Scheibenheber, aber Josef sagte, während er mit der Lichthupe alle anderen Autos zur Seite scheuchte: »Drei Zentimeter Panzerglas, lieber Freund, viel zu schwer zum Bewegen.



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